Bericht Auftaktveranstaltung „überLAGERt“ am 19.09.2020 im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit

Auftaktveranstaltung überLAGERt 2020/2021 in NS-Dokumentationszentrum Schöneweide (Berlin)

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Das dachte sich zumindest die überLAGERt – Gruppe aus Perleberg, deren Mitglieder um 4 Uhr morgens aufgestanden sind, um bei unserem diesjährigen überLAGERt-Auftakt dabei sein zu können! Und das sollte sich lohnen – als sie sich am Nachmittag auf den Heimweg machten, hatten sie viel gelernt, gesehen und erlebt. Doch fangen wir am Anfang an:

Um 10 Uhr trafen wir uns, wie auch schon im vergangenen Jahr, am NS – Dokumentationszentrum Zwangsarbeit in Berlin (Schöneweide). Dort wurden wir von Eva Kuby in Empfang genommen, die uns sogleich zum „Grünen Klassenzimmer“ führte, wo ihr, natürlich mit dem gebotenen Abstand, auch ohne Maske eure überLAGERt-Shirts in Empfang nehmen konntet.

Da wir nicht alle schon so wach waren wie die Perleberger, mussten wir uns erst einmal mit einer Warm-Up-Übung wachrütteln. Inspiriert von dem strahlenden Sonnenschein, der uns den ganzen Tag begleitete, erinnerten wir uns also zusammen an einen imaginären Tag im Sommer, an dem wir alle zusammen auf der Spree unterwegs waren.

An dieser Übung beteiligten sich auch unsere Referent*innen Geshe, Susanne und Sebastian, die uns später noch durch die Ausstellungen und die Workshops begleiteten. Um euch ihnen vorzustellen, moderierte Peri einen Projekt-Pitch. Dabei wurde deutlich, dass alle Projekte unterschiedlich weit in ihrer Forschungsarbeit waren. Die Grüneberger, die schon seit 3 Jahren forschen, konnten bereits von Zeitzeug*innen berichten. Die Bernauer Gruppe hatte gerade erst vor 3 Wochen mit dem Forschen angefangen und steht noch in den Startlöchern.

Deswegen hatten auch alle Gruppen einen anderen Tagesablauf. Während die überLAGERt-Gruppen aus Eisenhüttenstadt, Grüneberg und Perleberg sich der Archäologie der NS – Zwangslager widmeten, beschäftigte sich die Gruppe aus Bernau mit Biographien unterschiedlichster Zwangsarbeiter*innen und dem Alltag in deutschen Zwangslagern.

Nach einem nahrhaften Mittagessen besuchten die Bernauer die Ausstellung in der Baracke 13. Diese ehemalige Zwangsarbeiterunterkunft ist noch nahezu im Originalzustand erhalten geblieben und die dort ausgestellten Zeitzeug*innenzitate brachten einem den Alltag der Zwangsarbeit auf beeindruckende Art und Weise näher. Auch die anderen Gruppen besuchten im Laufe des Tages diesen authentischen Ort.

Doch während sich die Gruppe aus Bernau mit der Biografie der polnischen Zwangsarbeiterin Maria Kawecka befasste, erforschten Grüneberg, Perleberg und Eisenhüttenstadt Gegenstände, die bei Ausgrabungen an ehemaligen Lagerstandorten gefunden wurden. Sie versuchten herauszufinden, was die Gegenstände, auch wenn es „nur“ Kämme, Sohlen oder Zahnbürstenstümpfe sind, für die Insassen der Lager bedeutet haben mögen, wie sie an diesen Ort gekommen sind und wem sie gehört haben. In dem Workshop hatten die überLAGERt-Gruppen auch die Chance, selbst Objekte in der Ausstellung thematisch passend zu platzieren.

Ähnlich wie die Baracke 13 haben es die Habseligkeiten der Zwangsarbeiter*innen geschafft, die Jugendlichen durch die Zeit hinweg mit den Insassen der Lager zu verbinden. Anne aus Grüneberg meinte zum Beispiel: „Mich catch es immer wieder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von einem Menschen nicht mehr übrigbleiben soll, als ein Zahnbürstenstumpf, eine Sohle oder eine Zahnpastatube.“

Wir hoffen, dass ihr aus diesem intensiven Tag viel Informationen und Anregungen für eure lokale Arbeit mitnehmen konntet und wünschen euch viel Spaß und einen nicht zu stillenden Wissensdurst in eurem anstehenden überLAGERt-Jahr!

Wir Danken dem Team des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit!