Projektwoche überLAGERt: Zwangsarbeitslager in Wildau

Vom 15. Juni bis zum 18. Juni 2021 führten Schülerinnen und Schüler der Ludwig-Witthöfft-Oberschule Wildau ein Projekt zum Thema Zwangsarbeit durch. Das Projekt hieß: „überLagert: Zwangsarbeit in Wildau“.

Los ging es am Dienstag um 9 Uhr im Wildauer Jugendclub. Für die 8.-Klässler*innen war das Projekt das erste Mal, dass sie mit der NS-Geschichte in Kontakt gekommen sind.

Gleich zu Beginn des Projektes machten die Jugendlichen sich auf und suchten in Wildau Spuren, die auf ein ehemaliges Zwangsarbeitslager hinweisen könnten. Und tatsächlich: Auf ihrer Tour fanden sie Ruinen und Belüftungsanlagen alter Bunker und Fundamente ehemaliger Baracken des Lagers. Nachdem die Jugendlichen jetzt eine Vorstellung davon hatten, wo die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen lebten, wollten sie nun herausfinden, wer diese Menschen eigentlich waren. Sie beschäftigten sich mit den Biographien sechs Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die in Wildau zur Arbeit gezwungen wurden. Das Ergebnis dieser Recherche sollte im Verlauf der Woche noch wichtig werden.

Am Mittwoch trafen sich die Schüler*innen nicht in Wildau, sondern in Berlin im NS-Dokumentationszentrum Zwangsarbeit in Schöneweide. Nachdem die Fragen nach dem Wo? und dem Wer? am Dienstag geklärt wurden, sollte es heute darum gehen, wie die Menschen damals leben mussten.

Dazu besichtigten die Jugendlichen zum Beispiel die Baracke 13. Diese ehemalige Unterkunft für Zwangsarbeiter*innen ist noch nahezu im Originalzustand erhalten geblieben. Das bedeutet, man kann gut verstehen, wie es war, dort leben zu müssen. Dort wurden auch Zitate von ehemaligen Zwangsarbeiter*innen aufgehängt. Sie erzählen zum Beispiel über mangelnde Verpflegung und darüber, wie es ist, mit so vielen Menschen zusammenzuwohnen. In der Baracke lebten bis zu 160 Menschen.

Danach untersuchten die Schüler*innen Gegenstände, die bei Ausgrabungen gefunden wurden. Sie stellten sich die Frage, was diese Gegenstände für die Menschen damals bedeutet haben könnten. Zum Abschluss besuchten die Schüler*innen die Ausstellung „Alltag Zwangsarbeit“. Hier erfuhren die Jugendlichen, wie die Zwangsarbeiter*innen von den Deutschen behandelt wurden.

Am 3. Tag der Projektwoche ging es für den Großteil der Gruppe nochmal raus: Sie besuchten unter anderem den Friedhof und fanden ein Denkmal für die gestorbenen Zwangsarbeiter*innen aus Wildau. Ein kleinerer Teil der Gruppe bereitete bereits den Freitag vor. Sie besuchten das ViNN:Lab in der TH Wildau und schnitten dort mit einem Laserdrucker Schablonen aus. Die Zitate auf den Schablonen bereitete die ganze Gruppe am Vormittag vor. Die Zitate stammen von den Zwangsarbeiter*innen, mit deren Biographien sich die Schüler*innen schon am Dienstag beschäftigt haben.

Den letzten Tag der Projektwoche nutzten die Jugendlichen dann, um die Öffentlichkeit auf das Thema „Zwangsarbeit in Wildau“ aufmerksam zu machen. Mit Hilfe der vorbereiteten Schablonen sprühten sie die Zitate auf das Gelände der TH Wildau, dem Standort der ehemaligen Fabrik, in der die Zwangsarbeiter*innen arbeiten mussten. Als Abschluss des Projektes hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, mit dem Historiker Thomas Irmer ins Gespräch zu kommen. Er erforscht zurzeit die Geschichte der Zwangsarbeit in Wildau.